Matthäus 24,36
„Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater allein.“
Markus 13,32
„Von jenem Tag aber oder der Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater.“
Als Jesus diese Worte zu den Jüngern sprach, wusste selbst er nicht das Datum und die Zeit seines Kommens. Obwohl Jesus bei seiner Menschwerdung vollkommen Gott war (vgl. Joh 1,1.14), verzichtete er freiwillig auf die Ausübung bestimmter göttlicher Eigenschaften (vgl. Phil 2,5-11). Er zeigte sie nicht, es sei denn, sie entsprachen dem Willen des Vaters (vgl. Joh 4,34; 5,30; 6,38). Er bewies seine Allwissenheit bei mehreren Gelegenheiten (vgl. Joh 2,25; 3,13), aber er beschränkte sie freiwillig auf die Dinge, die der Vater ihn während seines Menschseins wissen ließ (vgl. Joh 15,15). So verhielt es sich auch in Bezug auf den Zeitpunkt seiner Rückkehr. Nach seiner Auferstehung nahm Jesus wieder sein vollständiges göttliches Wissen an (vgl. Mt 28,18; Apg 1,7).
Dieses „Nicht-Wissen“ kann in einem ganz bestimmten Sinn gemeint sein, nämlich dass es jemandem nicht zusteht, etwas bekannt zu machen.
Paulus gebraucht das gleiche griechische Wort im 1. Korintherbrief auf diese Weise, indem er sich selbst verbietet, etwas „zu wissen“.
1. Korinther 2,2
„Denn ich nahm mir vor, nichts anderes unter euch zu wissen als nur Jesus Christus und ihn als gekreuzigt.“
Da die Wiederkunft damit zusammenhängt, dass der Sohn seine Braut, die Gemeinde, abholt und die Hochzeit des Lammes eingeleitet wird, wie in der Offenbarung beschrieben:
Offenbarung 19,7
„Lasst uns fröhlich sein und jubeln und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitgemacht.“
… „weiß“ der Sohn deshalb den Zeitpunkt nicht, sondern nur der Vater (d.h. nur der Vater darf diesen Zeitpunkt bekannt geben). Dem Brauch der Juden nach gebührt diese Ehre nur dem Vater. Man war nämlich eine gewisse Zeit verlobt (wie Josef und Maria z.B.), lebte aber getrennt, bis zu dem Zeitpunkt, da der Vater des Bräutigams bestimmte, dass es für seinen Sohn an der Zeit war, die Braut in sein Haus zu holen. Das ist auch der ganze Hintergrund des Gleichnisses mit den zehn Jungfrauen und ihren Lampen im Matthäusevangelium, das ebenfalls von der Wiederkunft handelt:
Matthäus 25,1-13
„1 Dann wird es mit dem Reich der Himmel sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und hinausgingen, dem Bräutigam entgegen. 2 Fünf aber von ihnen waren töricht und fünf klug. 3 Denn die Törichten nahmen ihre Lampen und nahmen kein Öl mit sich; 4 die Klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen. 5 Als aber der Bräutigam auf sich warten ließ, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. 6 Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam! Geht hinaus, ihm entgegen! 7 Da standen alle jene Jungfrauen auf und schmückten ihre Lampen. 8 Die Törichten aber sprachen zu den Klugen: Gebt uns von eurem Öl! Denn unsere Lampen erlöschen. 9 Die Klugen aber antworteten und sagten: Nein, damit es nicht etwa für uns und euch nicht ausreiche! Geht lieber hin zu den Verkäufern und kauft für euch selbst! 10 Als sie aber hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam; und die Bereiten gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen. 11 Später aber kamen auch die übrigen Jungfrauen und sagten: Herr, Herr, öffne uns! 12 Er aber antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht. 13 So wacht nun! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“
Nach der Auferstehung, als dem Herrn alle Autorität im Himmel und auf der Erde gegeben war (vgl. Mt 28,18) – das ist seine ursprüngliche Herrlichkeit beim Vater vor Grundlegung der Welt (Joh 17,5) – bestätigt Jesus diese Auslegung in der Apostelgeschichte:
Apostelgeschichte 1,6-7
„6 Sie nun, als sie zusammengekommen waren, fragten ihn und sagten: Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her? 7 Er sprach zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat.“
Matthäus 24,36
„Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel in den Himmeln, auch nicht der Sohn, sondern der Vater allein.“
Markus 13,32
„Von jenem Tag aber oder der Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater.“
Wer die beiden Verse (Matthäus 24,36 & Markus 13,32) einer sorgfältigen Analyse unterzieht, wird feststellen, dass sich der Herr Jesus besonders von den anderen beiden Geschöpfen abhebt. Wir lesen in den Versen 36a/32a, dass niemand den Tag oder die Stunde weiß – hier ist die Rede von den Menschen, die auf der Erde leben. In den Abschnitten 36b/32b heißt es: „auch die Engel nicht“ – hier sehen wir eine klare Differenzierung zwischen den Versen 36a/32a und 36b/32b. Die Engel sind hier von Jesus höher gestellt. Jedoch lesen wir nun in Vers 36c/32c: „auch nicht der Sohn“. Jesus hebt sich von den Menschen und den Engeln ab, da er sich am Ende seines Satzes in besonderer Weise selbst erwähnt, was eine klare Anspielung auf seine Gottheit ist. Jesus differenziert zwischen sich und den Engeln sowie den Menschen. Somit muss er im eigentlichen Wesen ein höheres Wesen sein. Weiter nennt sich der Herr Jesus „Sohn“, was seine Anspielung auf die Gottheit zusätzlich untermauert. Die Juden wollten ihn in Johannes 19 hinrichten, als sie folgendes zu Pilatus über Jesus sagten:
Johannes 19,7
„Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muss er sterben, weil er sich selbst zu Gottes Sohn gemacht hat.“
Hier geht es um das Gesetz der Gotteslästerung (vgl. 3. Mose 24,16) und impliziert, dass der Titel „Sohn Gottes“ in Bezug auf Jesus zwingend göttlich sein muss. Diese Passage wird auch zusätzlich von Johannes 5,18 untermauert, wo die Juden den Herrn töten wollten, weil er Gott seinen eigenen Vater nannte. All diese Passagen im Kontext beinhalten, dass der Titel „Sohn Gottes“ in Bezug auf Jesus eine göttliche Rolle spielt. Er bezeugt die Wesensgleichheit zwischen dem Vater und dem Sohn (vgl. Hebräer 1,1-12).
Wie kann Jesus also nun Gott sein? Die Antwort finden wir ebenfalls in den Schriften. Das Hauptproblem, das Gegner der Gottheit Christi haben, ist die Tatsache, dass sie nicht verstehen, dass Jesus nicht kam, um angebetet zu werden oder um zu herrschen und zu richten, sondern um zu erfüllen und zu dienen (vgl. Philipper 2,5-11; Joh 4,34; 5,30; 6,38). Wer dies verstanden und erkannt hat, der erfasst auch, warum Jesus NICHT seine eigene Ehre suchte und sagte: „Ich bin Gott, betet mich an.“
In Hebräer 2,9 lesen wir:
„Wir sehen aber Jesus, der ein wenig niedriger gewesen ist als die Engel wegen des Todesleidens, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; er sollte ja durch Gottes Gnade für alle den Tod schmecken.“
Und in Philipper 2,5-11:
„5 Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war, 6 der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. 7 Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, 8 erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist, 10 damit in dem Namen Jesu sich jedes Knie beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, 11 und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“
Hier zitiert Paulus Jesaja 45,23, welcher über JHWH spricht, und wendet die Textpassage „… jedes Knie wird sich dem Herrn Jesus beugen und alle bekennen“ auf Jesus an. Paulus identifiziert Jesus mit dem Gott des Alten Testaments. Wie wir also sehen, wusste Jesus in seinem menschlichen Sein die Stunde nicht, da er Knechtsgestalt annahm und sich selbst erniedrigte. Jesus tat den Willen seines Vaters.
In Sacharja 14,1-7 lesen wir:
„1 Siehe, ein Tag kommt für den HERRN, da verteilt man in deiner Mitte dein Plündergut. 2 Und ich versammle alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg; und die Stadt wird eingenommen und die Häuser werden geplündert. Und die Frauen werden geschändet. Und die Hälfte der Stadt wird in die Gefangenschaft ausziehen, aber der Rest des Volkes wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden. 3 Dann wird der HERR ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen, wie er schon immer gekämpft hat am Tag der Schlacht. 4 Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt; und der Ölberg wird sich von seiner Mitte aus nach Osten und nach Westen spalten zu einem sehr großen Tal, und die eine Hälfte des Berges wird nach Norden und seine andere Hälfte nach Süden weichen. 5 Und ihr werdet in das Tal meiner Berge fliehen, und das Tal der Berge wird bis Azal reichen. Und ihr werdet fliehen, wie ihr vor dem Erdbeben geflohen seid in den Tagen Usijas, des Königs von Juda. Dann wird der HERR, mein Gott, kommen und alle Heiligen mit ihm. 6 Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird kein Licht sein, die prächtigen Gestirne ziehen sich zusammen. 7 Dann wird es einen Tag lang – er ist dem HERRN bekannt – weder Tag noch Nacht werden; und es wird geschehen, zur Zeit des Abends, da wird Licht werden.“
Hier ist von JHWH, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs die Rede, der wiederkommt. Wenn wir uns jedoch diese alttestamentliche Textstelle im Zusammenhang mit dem Neuen Testament genauer anschauen, dann ist es Jesus, der wiederkommen wird, wie hier beschrieben. Jetzt ist Aufmerksamkeit gefordert!
Apostelgeschichte 1,9-12
„9 Und als er dies gesagt hatte, wurde er vor ihren Blicken emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. 10 Und als sie gespannt zum Himmel schauten, wie er auffuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, 11 die auch sprachen: Männer von Galiläa, was steht ihr und seht hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel. 12 Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, welcher Ölberg heißt, der nahe bei Jerusalem ist, einen Sabbatweg entfernt.“
Der Text in Apostelgeschichte sagt, dass der Herr Jesus wiederkommen wird. Wo standen die Männer? „Auf dem Berg, welcher Ölberg heißt.“ Was sagten die beiden Männer, die in weißen Kleidern waren? „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel.“ Was sagt Sacharja 14,1-7? Wer wird wiederkommen und auf dem Ölberg stehen? „Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen… Dann wird der HERR, mein Gott, kommen und alle Heiligen mit ihm.“ Wir sehen hier eine klare Identifikation zwischen JHWH und Jesus in diesen beiden Textpassagen. Es ist JHWH, der seine Füße auf dem Ölberg setzen wird; laut Neuem Testament ist es Jesus, wie die beiden Männer in Weiß bezeugen. Wie wir auch an vielen weiteren Passagen im Alten Testament sehen, ist es Gott, der am Ende wiederkommt. Laut Neuem Testament ist es Jesus. Genau so verstand der Hohepriester den Anspruch Christi in Markus 14,60-64 und beschuldigte ihn der Gotteslästerung. Es ergibt alles einen Sinn im entsprechenden biblischen Kontext.
Auf eine bestimmte Sache möchte ich noch aufmerksam machen: In Sacharja 14,7 steht klar und deutlich geschrieben, dass der Tag der Wiederkunft des Herrn dem Herrn bekannt ist. Somit muss Jesus, meines Erachtens, diese Stunde in Matthäus 24,36/Markus 13,32 zwingend wissen, jedoch in seiner Menschlichkeit nicht.
Wie wir also gesehen haben, bestätigen und belegen Matthäus 24,36 und Markus 13,32 eher die Gottheit Christi, wenn man sie im biblischen Kontext ausführlich und vernünftig auslegt.
Ein letzter Punkt: Worüber man sich noch Gedanken machen könnte, ist, ob der Heilige Geist den Zeitpunkt des zweiten Kommens, also der Wiederkunft Christi, weiß.
In 1. Korinther 2,10-13 lesen wir:
„10 Uns aber hat Gott es offenbart durch den Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes. 11 Denn wer von den Menschen weiß, was im Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? So hat auch niemand erkannt, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes. 12 Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind. 13 Davon reden wir auch, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, indem wir Geistliches durch Geistliches deuten.“
Wie dieser Text stark und deutlich aussagt, ist der Heilige Geist allwissend. Deshalb ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der Heilige Geist natürlich auch den Tag und die Stunde weiß.